Mahdtechnik für mehr Artenvielfalt (Pressetermin in Hahausen)
Dass die Insektenvielfalt hierzulande stetig abnimmt und viele Arten mittlerweile bedroht oder sogar verschwunden sind, wurde unlängst in zahlreichen Studien nachgewiesen. Damit bestätigte sich auch das Gefühl derjenigen, die sich gerne in der freien Landschaft bewegen, dass es nicht mehr überall brummt und summt. Insbesondere die vielerorts ausgeräumten Agrarlandschaften erwecken den Eindruck, dass es oftmals schlichtweg an Habitat- und Nahrungsräumen für Insekten fehlt. Aber nicht nur Insekten, sondern auch viele Pflanzenarten haben es schwer, sich zumindest in den Wegeseitenräumen wohl zu fühlen. Grund dafür ist die weit verbreitete Mulchmahd-Praxis, die dafür sorgt, dass dort, wo gemulcht wird, zwar Ordnung herrscht, aber dadurch leider auch kein ökologischer Raum bestehen kann.
Landwirte aus dem Raum Seesen wollen mittels altbekannter Technik zeigen, dass es eine sinnvolle Alternative zum beliebten Mulchgerät gibt: den Doppelmesserbalken.
Diese in Vergessenheit geratene Technik steht vor einer dringend benötigten Renaissance und immer mehr Maschinenbauer legen die alte Technik neu auf. In der Landschaftspflege gibt es kein vergleichbar insektenschonendes Mahdverfahren wie das Doppelmessermahdverfahren. Es ist dem Mulcher bzw. Häcksler immer vorzuziehen, wo es dies zulässt, denn nicht nur Insekten profitieren von dem schonenden Mahdverfahren: auch besondere Pflanzenarten können damit gefördert werden. Das Ziel des Ganzen sind artenreiche Wegeseitenräume um der Artenvielfalt wieder auf die Sprünge zu helfen.
Die Landwirte haben daher in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Goslar e.V. (LPV) einen Antrag auf Förderung beim Land Niedersachsen gestellt, um sich die Anschaffung für den nicht-wirtschaftlichen Zweck fördern zu lassen: mit Erfolg. Das Doppelmessermähwerk für den Front- oder Heckanbau an einen landwirtschaftlichen Traktor sowie ein Bandschwadergerät bilden hierbei eine schlüssige Kombination.
Mehrere landwirtschaftliche Vereinigungen (Realverbände) aus dem Raum Seesen haben die Geräte in diesem Jahr getestet und wollen zeigen, dass diese Technik durchaus konkurrenzfähig ist: „Wir brauchen eine Technik, die an jedem aktuellen Standardtraktor funktioniert – ohne Schnickschnack und Extrageräte. Mit diesem eigens dafür konzipierten Frontseitenmähwerk ist nun ein Mähen der Wegeseitenränder möglich, bei dem 95 Prozent der Insekten überleben werden“, freut sich Jürgen Hirschfeld (Landwirt aus Seesen), gemeinsam mit seinen Mitstreitern sowie den Landtechnikern von Firma Reese, die die technischen Anpassungen an die Praxis mit begleiten. Mit Hilfe der Landesförderung durch den Bund und das Land Niedersachsen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) konnten wir das passende Förderinstrument für uns finden und freuen uns, gemeinsam mit den Landwirten praktisch in den Naturschutz investieren zu können.
Landschaftspflegeverband Goslar e.V.